Interview

Wie wichtig ist Bargeld wirklich?

Tirol
06.09.2023

Tirols Tourismus macht bewegende Zeiten durch: Auf einen jahrelangen Höhenflug folgte mit Corona ein Absturz, den keiner erwartet hat, Hochwasser, Debatten über Bargeld und die Herkunft von Lebensmitteln. Darüber sprach die ÖGZ mit der Tiroler ÖHV-Vorsitzenden Barbara Winkler.
Bargeld

ÖGZ: Frau Winkler, wie geht es der Branche in dieser bewegten Zeit?
Barbara Winkler: Der Sommer ist super gelaufen, wenn auch ein paar der berühmten „geliehenen Gäste“ wieder auf die Fernmärkte abfliegen. Bei der Preisdurchsetzung braucht es extrem viel Fingerspitzengefühl. Ob wir die Ergebnisse halten, wird sich erst zeigen.

Hat das Hochwasser eine Kerbe in die Bilanzen gerissen?
Das Allerwichtigste: Es sind keine Personen zu Schaden gekommen. Dass Walk-ins ausblieben, spielt da keine Rolle. Aus dem Ötztal kamen 5.000 Gäste nicht raus, ein Ortsteil hatte starke Schäden davongetragen, aber man findet einen Weg. Wir sind alles in allem gut aufgestellt in Sachen Hochwasserschutz und dafür muss man auch allen Freiwilligen und dem Bundesheer „Danke“ sagen. Das ist unbezahlbar!

Ein gutes Stichwort: Welche Rolle spielt Bargeld tatsächlich? 
Praktisch niemand zahlt den Aufenthalt bar. Das erleichtert uns die Abrechnung sehr. In Restaurants und an der Bar wird mehr bar gezahlt, aber auch mehrheitlich mit Karte. 

Braucht es das Bargeld in der Verfassung?
Bargeld gehört in die Kassa und basta! Und dorthin gelangt es umso besser, wenn die Politik ihre Energie in praktische Lösungen investiert statt in solche Debatten. Etwa in die Erhöhung der Zuverdienstgrenze für Pensionisten. Wenn die infolge der Lohnerhöhungen früher an die Zuverdienstgrenze stoßen und weniger arbeiten, fehlen sie. In Wahrheit bräuchten wir mehr Stunden von ihnen – und sie mehr Geld von uns. 

Barbara Winkler ÖHV
Barbara Winkler: "Bargeld gehört in die Kassa und basta!"

Auch am anderen Ende der Alterspyramide hakt es im System.
Ja, bei der Kinderbetreuung, vor allem am Wochenende. Dann denkst du dir als Arbeitgeber, gut, ich biete einen Betriebskindergarten an. Aber statt dass die öffentliche Hand Danke sagt, da entlastet wer unser System und unsere Kasse, bittet sie unsere Mitarbeiter zur Kasse für Sachbezug. Wer die Gemeinde entlastet, wird bestraft. Das kann es nicht sein!

Stattdessen wurde eine Herkunftskennzeichnungspflicht für Großküchen beschlossen ... 
Der Küchenchef hat Besseres zu tun. Aber werfen wir einen Blick in die Speisekarten: Es zeichnet ohnehin jeder gern aus, was aus der Region kommt, weit über Fleisch und Eier hinaus: Käse, Obst, Wein, Säfte ... Aber wie genau man kennzeichnen soll, woher das Schnitzel kommt, wenn ich das von mehreren Lieferanten beziehe, hat sich keiner überlegt. Machen wir es besser als Deutschland: Die fragen die Praktiker. Das Ergebnis ist nicht mehr Bürokratie, sondern ein ganzes Bürokratieentlastungsgesetz. Dort müssen wir hin!