Interview

Was ist neu an der Tourismusförderung?

Förderung
04.05.2023

Bei der neuen gewerblichen Tourismusförderung weht ein „nachhaltiger“ Wind. OeHT-GF Matthias Matzer im Interview.
Matthias Matzer, OeHT-GF

Herr Matzer, ist die neue gewerbliche Tourismusförderung für den Antragsteller zeit- und ressourcenaufwendiger als die alte? Oder ist sie einfach nur zielgerichteter?
Matthias Matzer: Die Zahl der Fragen für den Förderwerber hat sich insgesamt reduziert. Es ist aber auch richtig, dass sich die Zahl der Fragen, die sich um Themen wie Umwelt und  Nachhaltigkeit drehen, erhöht hat. 

Bedeutet das, dass die Fragen jetzt „sinnvoller“ sind als bisher?
Ja, auf jeden Fall. Die Frage, ob jemand Minibars in den Zimmern hat oder nicht, oder ob es einen Tennisplatz gibt, die fallen jetzt weg. Die Fragen sind aber zum Teil kniffliger geworden. 

Wie sieht denn eine knifflige Frage aus?
Ich bin mir nicht sicher, ob jeder Förderwerber sofort beantworten kann, wie hoch der Energieverbrauch seines Betriebs ist. Man muss also etwas genauer in seine Unterlagen schauen. Aber wir bieten dazu auch Hilfe an und unterstützen. Die Einreichung war subjektiv früher vielleicht weniger aufwendig. Es ist aber unabdingbar, dass wir diese Fragen stellen. Wir sind jedenfalls dazu angehalten, die Förderung messbar zu machen. Von daher ist es nicht möglich, diese Fragen nicht zu stellen. 

Die neue gewerbliche Tourismusförderung ist also zielgerichteter?
Das ist korrekt, außerdem ist der Anreizeffekt deutlich unterstrichen. Die „cherry on top“ gibt es, wenn man entsprechende Maßnahmen und Investitionen setzt. 

"Wir wollen niemanden dazu zwingen, aber Anreize für jene Unternehmen schaffen, die diese Extrameile gehen wollen"

Ist die neue Tourismusförderung ein gutes Instrument für die postulierten Ziele?
Auf jeden Fall. Damit sind wir in den nächsten Jahren beim Thema „Nachhaltigkeit im Tourismus“ sicher gut aufgestellt und gehören damit in Österreich zu den Top-Playern. Wir wollen niemanden dazu zwingen, aber Anreize für jene Unternehmen schaffen, die diese Extrameile gehen wollen. Die Bestandsprodukte wie Kredite, Haftungen und Jungunternehmerzuschüsse etc. sind auch wieder verfügbar. Man hat auf Bewährtes gesetzt und es adaptiert, um einen Mehrwert im Tourismus zu schaffen. 

Fördermaßnahmen sollten regelmäßig überprüft werden, um sicherzustellen, dass sie die gewünschten Ergebnisse erzielen. Gibt es bei der neuen gewerblichen Tourismusförderung Evaluierungsmaßnahmen? 
Wir haben in den Richtlinien KPIs (Key Performance Indicators, Schlüsselkennzahlen, Anm.), die wir laufend evaluieren und auswerten. Dies trägt dazu bei, sichtbar zu machen, wo die Fördermaßnahmen gewirkt haben, was damit erreicht werden konnte und wo man vielleicht noch nachbessern muss. 

Zinsenzuschüsse für geförderte Kredite von bis zu zwei Prozent gehören wohl zu den wichtigsten Instrumenten. Ist das nicht zu wenig?
Bis Mitte 2022 war das sicher ausreichend. Aber leider ist der Basisindikator (3- und 6-Monats-Euribor, Anm.) davongelaufen. Ich würde sagen, es ist trotzdem eine sinnvolle Kompensation. Zwei Prozent haben oder nicht haben, ist doch ein wesentlicher Unterschied. 
Dass wir den kompletten Zinsanstieg des letzten Jahres egalisieren könnten – dafür fehlen die Mittel. Dazu müsste man das Budget wahrscheinlich verdoppeln, und das steht derzeit nicht im Raum.