Tourismus

Frisches Geld für grüne Ideen

Förderung
04.05.2023

„Nachhaltigkeitsbonus“: Was neu ist an der Tourismusförderung, und was dabei für Sie rausspringt.
Glühbirne

Die neue gewerbliche Tourismusförderung ist zu einem wichtigen, wirtschaftspolitischen Instrument geworden. Sie wurde erfolgreich abgeschlossen und neu aufgesetzt. Zusätzlich zu den bewährten Maßnahmen – wie Zuschüsse, geförderte Kredite und Haftungsübernahmen – gibt es mit dem „Nachhaltigkeitsbonus“ nun ein neues Instrument.  

Bei der Neugestaltung der Förderkriterien habe man großen Wert auf Nachhaltigkeit und Resilienz gelegt, sagt Tourismus-Staatssekretärin Susanne Kraus-Winkler.

Wer bekommt den Nachhaltigkeitsbonus?

Den Nachhaltigkeitsbonus gibt es in Verbindung mit einem geförderten Investitionskredit. Durch diesen Bonus wird die Bundesregierung nicht nur die bisherigen 5 Prozent, sondern bis zu 7 Prozent des nachhaltigkeitsbezogenen Teils einer Investition unterstützen. Nachhaltigkeit ist dabei nicht ausschließlich im Kontext von Umweltschutz und Ressourcenschonung zu sehen, sondern wird auch in Bezug auf soziale und ökonomische Nachhaltigkeits­aspekte betrachtet.

Beispielhafte Förderungen umfassen Investitionen im Bereich Umweltschutz und Ressourceneffizienz, wie etwa thermische Sanierungsmaßnahmen oder die Umstellung von Heizsystemen auf erneuerbare Energiequellen. Ebenso werden soziale Aspekte berücksichtigt, wie die Errichtung ansprechender Mitarbeiterunterkünfte und betriebseigener Kinderbetreuungseinrichtungen. Ökonomische Nachhaltigkeit bezieht sich auf Investitionen in die Modernisierung von Gästezimmern und Aufenthaltsbereichen oder in die Optimierung der IT-Sicherheit und Digitalisierung von Verkaufsabläufen. In den überarbeiteten Förderrichtlinien wurden jedenfalls die Empfehlungen des Rechnungshofes umfassend einbezogen. Der vormalige Investitionszuschuss wurde durch den Nachhaltigkeitsbonus ersetzt, um Anreize für umweltfreundliche Investitionen zu schaffen. Dieser könne lediglich in Verbindung mit einem unterstützten Investi­tionskredit in Anspruch genommen werden, um die sogenannten „Mitnahmeeffekte“ zu verringern.
Die Österreichische Hotel- und Tourismusbank (OeHT) ist als Bestbieterin aus einem europäischen Ausschreibungsverfahren hervorgegangen und wurde nun auch für die Zukunft mit der Abwicklung beauftragt (siehe Interview Kasten, Anm.).

Förderungsportal

Die OeHT hat ihr Förderungsportal unter www.oeht.at für KMU der Tourismus- und Freizeitwirtschaft geöffnet.

Förderschwerpunkte

„Nachhaltigkeit und Resilienz sind die zentralen Leitgedanken der Tourismuspolitik des Bundes. Deshalb setzen wir mit der gewerblichen Tourismusförderung gezielte Impulse in diesen Handlungsfeldern und unterstützen somit Betriebe auf ihrem Weg in eine nachhaltige Tourismuszukunft“, so Tourismusstaatssekretärin Susanne Kraus-Winkler.
Die Förderung von Investitionen von kleinen und mittleren Unternehmen aus der Tourismus- und Freizeitwirtschaft zähle seit jeher zu den bedeutendsten Steuerungsins­trumenten für die Tourismuspolitik des Landes. Doch nun sollen gezielt branchentypische Herausforderungen angegangen werden.
Neben familien- und inhabergeführten Betrieben rücken nun auch Betriebsweitergaben und die Bildung von Eigenkapital in den engeren Fokus der Tourismusförderung.

Welche Rolle spielen ESG-Kriterien?

Hotels geraten immer öfter ins Visier der Banken – aber nicht im negativen Sinne. Denn die Geldinstitute sind neugierig geworden, wie nachhaltig ihre Kunden tatsächlich sind, und das hat Auswirkungen auf die Finanzierung. Die Banken müssen bekanntlich bei der Due Diligence im Kreditvergabeprozess genau hinschauen, um mögliche Nachhaltigkeitsrisiken ihrer Kunden zu identifizieren.
Die Nachhaltigkeitsaspekte eines Hotels avancieren so zum heißen Thema: Sie müssen greifbar, messbar und transparent sein. Bei neuen Hotelprojekten haben Nachhaltigkeitskriterien im Berichtswesen einen festen Platz erobert. 
Förderstellen und Banken werden in Zukunft auf sogenannten ESG-Berichten bestehen, um ein umfassendes Betriebs-Rating zu erhalten. ESG steht für die Begriffe „Environment“ (Umwelt), „Social“ (Soziales) und „Governance“ (Unternehmensführung).

ESG-Kriterien ersetzen das ältere Konzept der Corporate Social Responsibility (CSR). Supranationale Institutionen wie die EU und die UNO haben Regeln für nachhaltige Entwicklung aufgestellt, und Investoren erwarten heute Antworten auf Fragen zur Nachhaltigkeit eines Unternehmens. Beispiele für ESG-Kriterien sind ökologische Faktoren wie Wasserverbrauch und CO2-Fußabdruck, soziale Faktoren wie faire Entlohnung und Diversitätsförderung sowie wirtschaftliche Faktoren wie nachhaltige Lieferketten und transparente Unternehmensführung.
Große Hotelketten erstellen bereits ESG-Bilanzen, ohne die internationale Finanzierung schwierig wäre. Zertifikate und Siegel, die ESG-Konformität bestätigen, werden immer wichtiger. Der österreichische Tourismussektor steht in diesem Zusammenhang besonders im Fokus, da er oft als ökologisch intensiv, sozial problematisch und ökonomisch anfällig gilt.