Jetzt für einen neuen Tourismus planen

Coronakrise
29.04.2020

 
Die deutschen Unternehmensberater St. Elmo‘s haben sich die aktuellen Herausforderungen für den Tourismus angeschaut und daraus 8 Handlungsfelder mit konkreten Vorschlägen herausgearbeitet.
So kann und wird der Tourismus der Zukunft NICHT aussehen

1) Monitoring der Nachfrageentwicklung nach touristischen Produkten, Themen und Zielen

Aktuelle Situation: Die Einschränkung der Bewegungsfreiheit innerhalb der Landesgrenzen wird nach und nach gelockert. Nach Aufhebung der innerstaatlichen Restriktionen wird die Reisefreiheit auf die Nachbarstaaten ausgeweitet.

Annahmen der Experten: Es erfolgt eine konzentrische Bewegung und die Menschen werden im ersten Schritt Reiseziele in nahe gelegenen Regionen aufsuchen und ihren Radius sukzessive ausdehnen. Beginnend mit Tagesausflügen entwickeln sich diese mit zunehmender Ausdehnung zu Wochenendtrips mit ein oder zwei Übernachtungen.

Vorgeschlagene Maßnahmen: Erstellung einer individuell auf Ihre Region oder Ihr Produkt abgestimmten Google- Abfrage mit regelmäßigen Updates zur Entwicklung der Nachfrage als Basis für weitere Maßnahmen und Aktivitäten.

2) Sichtbarkeit durch Sehnsüchte aufrechterhalten und positive Stimmung verbreiten

Aktuelle Situation: Noch nie war die Nutzung sozialer Medien so intensiv wie jetzt. Social Media-Kanäle erfahren aktuell nach TV die höchste Aufmerksamkeit. Aufgrund ausbleibender Anzeigenschaltungen sind die Preise zwischenzeitlich gesunken.

Annahmen der Experten: Durch die aktuelle Content-Schwemme verändert sich der Algorithmus und das Relevant-Set der User. Dadurch wird es gegebenenfalls dauern, bis die ursprüngliche Sichtbarkeit des eigenen Accounts wieder erreicht wird. Der zu beobachtende Stimmungsverfall bietet Potenzial für positive Inhalte.

Vorgeschlagene Maßnahmen:

Entwicklung von Social Content entlang der verbleibenden drei Phasen.

Schaffen von dialogfähigen Inhalten zur Kundenpflege und -bindung.

Zuversicht und positive Stimmung verbreiten.

3) Gutscheine als Vertriebschance, um Nachfrage und zusätzliche Umsätze in Destinationen zu generieren

Aktuelle Situation: Da die Buchungssituation in der nahen Zukunft nicht abschätzbar ist, macht es Sinn, alternative Vertriebskanäle und Onlineshops entsprechend in den Fokus zu rücken. Der Gutscheinverkauf stand oftmals im Schatten der Onlinebuchung, obwohl er viele, sehr positive Effekte mit sich bringt und geschickt eingesetzt für den Tourismus eine enorme wirtschaftliche Bereicherung darstellt.

Annahmen der Experten: In der aktuellen Situation helfen Gutscheine, zusätzliche Umsätze zu generieren, und sorgen damit für Liquidität und Wertschöpfung. Sie binden die Käufer und sichern die zukünftige Nachfrage. Gutscheine werden oftmals als Urlaubsvorfreude gekauft. Somit steht beim Verkauf nicht der Preis als oberstes Kriterium sondern die Emotion und die Qualität. Dadurch wird die eigene Klientel um neue Gästegruppen erweitert, die auch zum Konzept und Niveau der Destination passen und der eigenen Zielgruppe entsprechen.

Vorgeschlagene Maßnahmen:

Installation und Nutzung von Gutscheinsystemen: Gutschein-Marktplatz-Lösung zentral durch den TVB oder für die einzelnen Betriebe.

Kostenlose Listung touristischer Betriebe auf WWW.URLAUBSVORFREUDE.KAUFEN

Kostengünstiges Shopsystem bei fehlendem Onlineverkauf für Einzelbetriebe

Abgestimmte Vorgehensweise bei Kampagnen mit Anreizen in Gutscheinform

4) Markenbotschaften der Situation anpassen und vorbeugend für unterschiedliche Szenarien vorbereiten

Aktuelle Situation: Die Menschen können es kaum erwarten sich von den auferlegten Restriktionen zu befreien und haben mit zunehmender Entspannung der Lage Sehnsüchte, die es schon jetzt anzusprechen gilt.

Annahmen der Experten: Der Re-Start kommt und jede Krise findet ihr Ende. Touristische Marken können Potenzial aus einem veränderten Wertebild schlagen, indem sie ihr Produkt und ihre Markenkommunikation für den Re-Start vorbereiten. Marke und Identität werden zu einem stärkeren Differenzierungsfaktor als das Produkt. 

Vorgeschlagene Maßnahmen:

Kreation, Planung und Erstellung von Re-Start- und dazu passenden Folgekampagnen.

Entwicklung neuer Kreativ- und Kommunikationskonzepte.

5) Erhöhte Mediennutzung und geringerer Wettbewerbsdruck führen zu signifikant sinkenden Mediakosten während der Krise

Aktuelle Situation: Krisen verändern aufgrund eines gestiegenen Informationsbedürfnisses die Mediennutzung. Bei der Corona-Krise passiert dies wegen der Ausgangsbeschränkungen und weiter anhaltenden Restriktionen der Bewegungsfreiheit noch wesentlich komprimierter.

Annahmen der Experten: Daten aus zwei Konjunkturzyklen zeigen: Marken, die während einer Krise ihre Werbeausgaben erhöhten, konnten sich nachhaltig Marktanteile sichern. Nach der Krise wird die Mediennutzung sinken, aber die Nachfrage in vielen Bereichen wieder anziehen. Es ist sehr viel effizienter, während der Krise in die Marke zu investieren als hinterher. Wer jetzt nur ans Feuerlöschen denkt, wird Krisenverlierer sein!

Vorgeschlagene Maßnahmen:

Media jetzt günstiger einkaufen, aber erst später ausspielen

Programmatic Advertising Kampagnen auf CPC-Basis buchen

Corona Negativ- & Positiv-Targeting, sowie ATV-Haushaltstargeting

Social-Media-Verlängerungen

6) Hospitality-Benchmark: Echtzeitdaten sind der Schlüsselfaktor für die Verwaltung des Neustarts

Aktuelle Situation: Die Welt der Hotellerie steht derzeit still. Es gibt viele Fragen über die richtige Strategie zur Wiederbelebung des Beherbergungssektors.

Annahmen der Experten: Der Kontext während des Neustarts wird völlig neu sein. Der Vergleich mit Statistiken und Zahlen aus der Vergangenheit wird keinen Wert mehr haben. Die Echtzeitmessung der Daten wird der Schlüsselfaktor dafür sein, die richtigen Entscheidungen zum richtigen Zeitpunkt zu treffen.

Die Beobachtung der Buchungskurven, die Überwachung des Wachstums innerhalb eines Gebietes, sowie die Stabilisierung der neuen Durchschnittspreise sind grundlegende Elemente, um die Wiederbelebung des Territorialmarketings zu steuern.

Vorgeschlagene Maßnahmen: Installation und Verwendung des Hospitality-Benchmark-Tools für die Erstellung und Steuerung von Strategie- und Marketingplänen.

7) Jetzt Ressourcen für Produktdesign und -entwicklung nutzen 

Aktuelle Situation: Seien wir uns ehrlich: Nichts bleibt wie es war. Wir müssen den Tourismus neu erfinden. Die Krise verändert das bekannte Wertebild und bringt zusätzliche Ansprüche an touristische Produkte mit sich. Physische Distanz und ein verstärktes Verlangen nach Sicherheit werden vorübergehend zur Gewohnheit.

Annahmen der Experten: Covid-19 wird die Welt für immer verändern. Wir müssen jetzt wie ein Startup agieren, um die Jobs im Tourismus zu sichern. Verstehen wir diese Notwendigkeit schneller als die anderen, bleiben wir auf der touristischen Landkarte relevant. Die Nachfrage nach individuellen Reise-Erlebnissen wird steigen. Gelernte Gewohnheiten und Bedürfnisse werden zum Teil beibehalten, neue Anforderungen sowohl in der Produktgestaltung als auch in der dazugehörigen Produkt-Kommunikation machen aber ein Anpassen und Neu-Denken unerlässlich.

Vorgeschlagene Maßnahmen: Innovation to go: schnelle, kreative Angebots- und Produktentwicklung. Fachexperten (mit Führungserfahrung / CEOs von DMOs), Innovations-Gestalter, Kreativ-Direktoren, Markenentwickler, Querdenker entwickeln Prototypen und testen innovative Maßnahmen mit Fokus auf investitionsschonende, auf die aktuelle Situation angepasste, touristische Erlebnisprodukte.

8) Vorbereitung auf Szenarien und Entwicklung von Handlungsfeldern

Aktuelle Situation: “Wir haben uns immer so vermarktet.” Diese Aussage ist heute irrelevant, da unsere Gesellschaft gerade neue Verhaltensmuster entwickelt. Die Zukunft des Tourismus ist aktuell mehr denn je ungewiss für alle Akteure. Zwar gibt es viele Informationen und Modelle, doch auch Verunsicherung.

Annahmen der Experten: Der Tourismus entwickelt in der aktuellen Situation die Fähigkeit, Altbewährtes neu zu denken. Gegebenenfalls werden wir uns dafür gemeinsam verändern und unseren eingeschlagenen Weg anpassen müssen. Wohin dieser Weg führt, ist offen. Das Zukunftsinstitut hat dazu vier mögliche Zukunfts-Szenarien skizziert. Auch wenn nicht klar ist, welche Szenarien eintreffen werden, ist eine Vorbereitung und Planung auf mögliche gesellschaftliche Entwicklungen wichtig. Ebenso ist es wichtig, Sicherheit im Team und gegenüber Stakeholdern zu vermitteln. Dazu braucht es ein gemeinsames Bild der Zukunft.

Vorgeschlagene Maßnahmen:

Nicht jedes Szenario hat die gleiche Relevanz für unterschiedliche Akteure. Auf Basis der vier Post-Corona-Szenarien des Zukunftsinstitutes  treffen wir gemeinsam eine Bewertung zu zentralen Fragen:

Welche Märkte/Marktsegmente passen jetzt für das Tourismus-Angebot in unserer Destination?

Wie organisieren wir unser Marketing?

Welche Kanäle nützen wir dabei?

Welche (neuen, digitalen) Produkte / Erlebnisse stellen wir jetzt in den Fokus?

St. Elmo's / RED