So macht sich die Steiermark für Inlandsgäste attraktiv

Interview
01.04.2021

Von: Daniel Nutz
Worauf setzt die Steiermark beim Werben um Inlandsgäste, wieso soll die Zusammenlegung der TVB gut sein, und wie weit ist das Land bei der Digitalisierung? Die steirische Tourismus-Landesrätin Barbara Eibinger-Miedl im ÖGZ-Interview.
Barbara Eibinger-Miedl ist seit April 2017 Tourismus-Landesrätin in der Steiermark.

Durch die Pandemie wird auch im Sommer ein Kampf um den Inlandsgast herrschen. Worauf setzt hier die Steiermark?
Barbara Eibinger-Miedl: Auf das große Naturangebot der Steiermark in Verbindung mit der Kulinarik und der steirischen Gastfreundschaft. Wandern liegt ja bereits seit einigen Jahren stark im Trend, auch Radfahren wird immer beliebter. Damit haben wir auch vergangenes Jahr gepunktet. In beiden Bereichen kann die Steiermark viele Angebote machen. Dazu kommt eine Vielzahl an Ausflugszielen.  

2020 gab es aber auch bei den inländischen Gästen einen Rückgang von zwölf Prozent bei den Ankünften und acht Prozent bei den Nächtigungen. 
Die Rückgänge sind vor allem mit den coronabedingten Schließungen der Hotels im Frühjahr sowie ab November zu erklären. In jenen Monaten, in denen das gesamte touristische Angebot der Steiermark zur Verfügung stand, konnten wir bei den inländischen Gästen Zuwächse verzeichnen. Unsere Position als beliebtestes Urlaubsland der Österreicherinnen und Österreicher in Verbindung mit einem hohen Anteil an treuen Stammgästen lässt uns daher trotz der bestehenden Unsicherheiten optimistisch Richtung Sommer 2021 blicken. Klar ist aber trotzdem, dass die Aufhebung von Reisebeschränkungen auch für den steirischen Tourismus von entscheidender Bedeutung ist.

Durch die Tourismus-Strukturreform 2021 bleiben von 96 Tourismusverbänden nur mehr elf übrig. Das gefällt natürlich nicht allen Beteiligten. Wieso ist diese Konzentration aus Ihrer Sicht notwendig?
Der Tourismus ist einfach mit Veränderungen und Herausforderungen konfrontiert, die durch die Corona-Pandemie nun noch verstärkt wurden. Die Digitalisierung zählt ebenso dazu wie der Fachkräftemangel oder der Druck im Wettbewerb um Gäste. Aus diesen Gründen müssen wir jetzt die richtigen Weichen für die Zukunft stellen. Eine neue Struktur ist dabei ein wichtiger Schritt. Noch dazu waren die 96 Verbände völlig unterschiedlich ausgestattet. Während die einen mit einem Jahresbudget von wenigen Tausend Euro auskommen mussten, haben andere mit Millionenbudgets um Gäste geworben. Wir bündeln jetzt die Kräfte und können künftig im Werben um Gäste noch stärker auftreten sowie den erwähnten Herausforderungen wirksam begegnen. Gleichzeitig bin ich davon überzeugt, dass wir uns auch nach innen besser positionieren und noch höhere Servicequalität für die Betriebe bieten werden können.

Gerade eben fand die größte Tourismusmesse ITB online statt. Neben dem Thema Nachhaltigkeit wurde die Digitalisierung als dringendste Aufgabe genannt. Wie fit ist die Steiermark?
Bei den Betrieben und Verbänden bestehen diesbezüglich sehr unterschiedliche Flughöhen. Neben eigenen Förderprogrammen zum Thema Online-Marketing, die wir in den vergangenen Jahren angeboten haben, setzen wir insbesondere auf Tourismus-Coaches. Diese sind direkt in den Regionen tätig und beraten Tourismusbetriebe in den Bereichen Digitales Marketing oder Online-Buchbarkeit vor Ort. Darüber hinaus wird das Thema der Besucherlenkung durch digitale Anwendungen immer relevanter.

Und wie steht es jetzt ums zweite große Thema, die Nachhaltigkeit? 
Corona hat Trends verstärkt, die vorher bereits absehbar waren. Für eine wachsende Gruppe von Gästen sind beispielsweise die Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln sowie umweltfreundliche, effiziente und innovative Mobilitätskonzepte vor Ort entscheidende Kriterien für die Wahl des Urlaubsorts. Hier arbeiten wir seitens des Landes ressortübergreifend mit den Regionen gemeinsam an 
entsprechenden Angeboten. Auch der Trend zu biologischen Lebensmitteln ist eine große Chance für das Genussland Steiermark.