Nachtgastronomie: Frühestens im April 2021 wird wieder getanzt

Nachtgastronomie
29.10.2020

Von: Daniel Nutz
Die Nachtgastronomie arbeitet an Lösungen, wie unter den derzeitigen Rahmenbedingungen wieder aufgesperrt werden kann. Aber vor dem zweiten Quartal 2021 dürfte wenig möglich sein
Die Nachtgastronomie sucht nach einer Exit-Strategie aus der Krise.
Die Nachtgastronomie sucht nach einer Exit-Strategie aus der Krise.

Es gab ein Fenster in diesem Sommer, da sah die Nachtgastronomie so etwas wie einen Silberstreif am Horizont . Die Ansteckungszahlen waren heruntergegangen und der Gesundheitsminister gab die Aussicht, dass – unter Auflagen – wieder in der Nacht offen sein kann. Die Lage heute ist anders. Der gesamten Gastronomie droht ein Lockdown wie in Deutschland oder anderen Ländern.

Gibt es überhaupt eine Perspektive für die Nachtgastronomie, wie könnte diese aussehen? Der Branchensprecher Stefan Ratzenberger bringt im Gespräch mit der ÖGZ die Stimmung der Betriebe und ihrer rund 25.000 Mitarbeiter auf den Punkt. „Wir haben überhaupt keine Sicherheit, wir wissen nicht, was passiert. Es ist eigentlich ein Wahnsinn.“

Der Branche kann keiner vorwerfen, untätig gewesen zu sein. Es wurden bereits im Frühsommer Modelle erarbeitet, unter denen man gedenkt wieder aufzusperren. Diese wurden anfangs noch vom Gesundheitsminister Rudi Anschober begrüßt. „Mittlerweile haben wir seit Wochen kein Wort mehr aus dem Ministerium gehört“, ärgert sich Ratzenberger. Man könnte aber auch sagen: Die Mitarbeiter des Ministeriums haben angesichts der mittlerweile angespannten Lage andere Prioritäten, als sich um ein Öffnungsszenario für die Nachtgastronomie  zu kümmern. Dennoch, ein Zeithorizont muss endlich her.

Testcontainer geplant

Ratzenberger rechnet realistisch gesehen mit Öffnungen im zweiten Quartal 2021. Damit das gelingen kann, gibt es einige Ideen, deren Umsetzung jetzt gerade überprüft wird. Bis ins erste Quartal 2021 sollen die konkreten Pläne stehen. Eine Möglichkeit ist das Aufstellen von Testcontainern. Ratzenberger plädiert hier für eine Lösung, dass negativ getestete Personen für 36 Stunden Zutritt zu allen Veranstaltungen wie eben auch Nachtlokalen bekommen können. Der Hintergrund: Die Inkubationszeit bis jemand ansteckend ist, beträgt etwa 48 Stunden. Ratzenberger: „Dann wären wir mit einem Puffer von 12 Stunden auf der sicheren Seite.“ Derzeit kostet so ein Test noch rund 15 Euro. Wenn mehr Nachfrage da ist, lässt sich nach Einschätzung der Hersteller aber der Preis auf unter zehn Euro senken. Das könnte dann zu einer echten Option werden.

Mit der Grazer Firma ID-Jack arbeitet man gerade an einer Lösung, um die Daten dann auch entsprechend übergeben zu können, ohne dass der Datenschutz gefährdet ist. Diese Lösung könnte auch für die Events, Kleinkunst und sämtliche touristische Veranstaltungen relevant werden.

Insolvenz droht

Aber was passiert bis dahin? Die Verluste der Branche sind jetzt schon exorbitant. „60-70 Prozent der Betreibe sind insolvenzbedroht“, sagt Ratzenberger. Ein großes Problem dabei: Mit 16. September hätte eigentlich der Fixkostenzuschuss 2 mit einer Übernahme von bis zu 100 Prozent der Kosten schlagend werden soll. Bekanntlich wurden diese Hilfen aber noch nicht von der EU-Kommission genehmigt.

Ein weiteres Thema ist die Kurzarbeit und die Verlängerung. Seit 1. Oktober gilt die Verlängerung. Mit im Regelfall mindestens 30 Prozent an Beschäftigungszeit, in Ausnahmefällen kann man auf 10 Prozent gehen. Das Problem. „Wir haben unsere Mitarbeiter schon alle technischen Services, Inventur und auch Großputze machen lassen. Wir haben keine Arbeit mehr.“ Das Jahr neigt sich dem Ende zu und in den Betrieben stehen die Sonderzahlungen für die Mitarbeiter an. Nicht alle Unternehmen werden sich diese leisten können.

Hilfen für die Branche

Was kann für die Nachtgastronomie (mittelfristig) getan werden? Die Verluste (mittlerweile gibt es teilweise über mehr als 6 Monate Ausfälle von bis zu 100 Prozent des Umsatzes) müssen mit Förderungen kompensiert werden. Die USt.-Senkung auf 5% kommt bei den meisten nicht an, da sie keinen Umsatz haben. Spezielle Maßnahmen für die Zukunft könnten sein: Die MwSt. auf Ticketerkauf oder die Garderobe zu senken oder auch die Abgaben zu senken, die derzeit anfallen, wenn DJs aus dem Ausland beschäftigt werden.