Krieg in der Ukraine

Welche Auswirkungen hat der Krieg auf den Tourismus?

Tourismus
01.03.2022

Von: Daniel Nutz
Obwohl russische Touristin*innen in aller Munde sind. Statistisch gesehen sind sie eine eher marginale Gruppe. Noch kleiner ist der ukrainische Herkunftsmarkt. Die volkswirtschaftlichen Folgen des Kriegs in der Ukraine sind aber derzeit noch kaum abschätzbar.
Alle westlichen Wirtschaftsmächte haben empfindliche Sanktionen gegenüber Russland verhängt. Der Tourismussektor ist mittelbar betroffen.  
Alle westlichen Wirtschaftsmächte haben empfindliche Sanktionen gegenüber Russland verhängt. Der Tourismussektor ist mittelbar betroffen.

Zuerst zählt das Menschliche. Der Krieg in der Mitte Europas (genau das ist die Ukraine geografisch betrachtet) führt womöglich zur größten humanitären Herausforderung am Kontinent seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Eng verwoben in diese Geschichte sind natürlich auch die wirtschaftlichen Auswirkungen. Offensichtlich hat Russland die Tragweite der Sanktionen und die Einigkeit der EU und des sogenannten Westens bei der Formulierung dieser unterschätzt. Am stärksten sind die wirtschaftlichen Schäden in Russland.

Den Tourismus in Österreich treffen die Sanktionen mittelbar. Zwar sind außer touristischen Angeboten für die für die Krim und Sewastopol quasi alle Angebote erlaubt. Die Einschränkung im Flug- aber auch Kapitalverkehr wird aber kurzfristig zu einem weitgehenden Ausbleiben russischer Gäste führen

Statistisch gesehen sind Auswirkungen auf Tourismus überschaubar

Im Vergleich mit den Auswirkungen auf andere Branchen, dürfte der direkte touristische Schaden in Grenzen bleiben. In Österreich machen russische Gäste nur rund 0,8% aus. „Selbst wenn wir davon ausgehen, dass russische Gäste relativ zahlungskräftig sind, fällt das kaum ins Gewicht“, sagt Wifo-Forscher Oliver Fritz im Gespräch mit der ÖGZ. Die aktuellen Zahlen der Österreich-Werbung (ÖW) zeigen, dass eigentlich nur Wien und Tirol einen bemerkenswerten Anteil an russischen bzw. ukrainischen Gästen haben.

Übersicht der touristischen Aktivitäten aus dem russischen Herkunftsmarkt.  
Übersicht der touristischen Aktivitäten aus dem ukrainischem Herkunftsmarkt.  

Sorge um Gesamtwirtschaft

Mehr Sorgen machen die indirekten Effekte, so Oliver Fritz. Die wirtschaftlichen und psychologischen Auswirkungen eines Krieges dämpfen natürlich die Reiselust deutlich. Auch die wirtschaftliche Gesamtsituation ist ungewisser als noch vor wenigen Wochen. Es gibt berechtigte Sorgen über einen weiteren Anstieg der Energiepreise und auch eine mögliche Rezession steht wieder im Raum. Auch die Auswirkungen auf den österreichischen Bankensektor sind nicht zu unterschätzen. Vor allem das große Engagement der Raiffeisen Bank International (RBI) in Russland und der Ukraine macht Sorgen. Dass ein Rückschlag für die österreichische Volks- oder gar die Weltwirtschaft auch Gastronomie und Hotellerie treffen würde, liegt auf der Hand.

Preissteigerungen erwartet

Das wäre hart, da bereits jetzt teils sensible Preissteigerungen zu verzeichnen sind, etwa bei Rindsfaschiertem. Christof Kastner, CEO der Kastner-Gruppe, die auch im Gastro-Großhandel einer der größeren nationalen Player ist, sieht jetzt schon drastische Auswirkungen durch den Anstieg des Weizenpreises um etwa 30 Prozent zu verzeichnen. Die Ukraine gilt als die Kornkammer Europas -etwa ein Drittel der fruchtbaren Schwarzerde-Böden befindet sich in der Ukraine. Die Sorge vor Lieferengpässen wächst. Russland und die Ukraine haben bislang ein Viertel der weltweiten Weizenexporte abgedeckt. Lebensmittel werden also bald noch teurer werden.